DER ROSA WINKEL. DIE GESCHICHTE DER NAMENLOSEN
PREMIERE 16. Mai 2024
SPIELORT brut nordwest, Nordwestbahnstraße 8–10, 1200 Wien
KOOPERATION brut Wien
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) sowie Regenbogenmonat 2024 der Stadt Wien, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), des Nationalfonds der Republik Österreich und des Zukunftsfonds der Republik Österreich.
BESONDERER DANK an Sabine Anders, Ari Ban, Peter Holub, Miriam Hie & Peter Hörmanseder (Tonaufnahmen), Georg Klüver-Pfandtner (Frisuren-Coaching), die Freund*innen von Nesterval (insbesondere Andrea & Valerie Lenk, Andreas Kauba, Clemens und Katharina Pallitsch, Edmund Weniger, Kaya Alina Knapp, Maria Sibilia, Markus Kellner, Martin Hinterndorfer, Michael Brandtner und Michael Marker) sowie Nikolaus Vogler (PHKV Rechtsanwälte), René Lipkovich (SLT Siart Lipkowvich & Team) und Helmut Patterer (PRBS Patterer e.U.).
NIEMALS VERGESSEN. NESTERVAL GEGEN HASS UND INTOLERANZ
Mit dem Projekt „Die Namenlosen“ und seiner Neubearbeitung „Der Rosa Winkel. Die Geschichte der Namenlosen“ will Nesterval als queere Volkstheater-Guerilla den Kampf gegen das Vergessen aufnehmen und ein Stück inszenieren, das für ein weltoffenes, tolerantes und diskriminierungsfreies Wien steht. Denn auch, wenn Wien durch gleichgeschlechtliche Ampelpärchen, eine Vielzahl an Regenbogen-Fußgängerstreifen, die Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt) und die alljährliche Regenbogenparade österreich- und europaweit wohl eine Vorreiterrolle in Sachen LGBTIQ* einnimmt und man das Gefühl bekommt, dass alles in Ordnung sei, so ist diese Schlussfolgerung wohl zu kurz gefasst und trügerisch.
Wenn zum Beispiel im Nachbarland Ungarn seit Juni 2021 Bücher zensuriert werden und ein fadenscheiniges Gesetz zur Beschränkung der Information über Homo- und Transsexualität in Kraft getreten ist, und wenn laut „Atlas des Hasses“ zahlreiche Regionen in Polen immer noch zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt wurden – so gilt es auch für uns als Theatermacher*innen zu handeln und ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz zu setzen.
Des Weiteren soll auf die Situation von jenen Menschen aufmerksam gemacht werden, die aktuell unter homophoben Angriffen, Diskriminierung und Hassverbrechen leiden und diese Verbrechen aus Scham, aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen oder wegen der politischen Situation verschweigen.
Laut der 2020 von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte veröffentlichten Studie „EU-LGBTI II Survey: A long way to go for LGBTI equality“ erfuhren 43% aller befragten LGBTIQ*-Personen persönlich Diskriminierung oder Belästigung wegen ihrer sexuellen Identität und 11% der Homosexuellen sowie 17% der Transgender-Personen wurden innerhalb der letzten fünf Jahre wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität körperlich oder verbal angegriffen.
Die von WASt 2015 veröffentlichte Studie „Queer in Wien“ zeichnet ein ähnliches Bild: 79% der Befragten gaben an, dass sie im öffentlichen Raum beschimpft wurden. Ein Viertel davon war sexualisierten Übergriffen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt und 20% wurden körperlich attackiert.
Auch heute noch wird in 69 Staaten Homosexualität strafrechtlich verfolgt, und in elf Ländern droht sogar die Todesstrafe für Lesben und Schwule. Oftmals sind es staatliche Behörden, die an der Unterdrückung von LGBTIQ* beteiligt sind und ihnen jeglichen Schutz vor Anfeindungen und Gewalt verweigern. Religiöse und politische Führer schüren bis heute ein Klima des Hasses und versuchen, LGBTIQ* einzuschüchtern und in ein Leben der Unsichtbarkeit zu treiben.
Auf Basis dieser Fakten, Statistiken, aufgrund der aktuellen Situation in unseren Nachbarländern und des Umstandes, dass erst 2021 durch Justizministerin Alma Zadić eine offizielle Entschuldigung für die strafrechtliche Verfolgung von homosexuellen Menschen in der zweiten Republik erfolgte, sehen wir es als künstlerische Pflicht und als gesellschaftspolitischen Auftrag, ein Projekt zu diesem Themenbereich umzusetzen.
Das Stück setzt sich nun mit der Verfolgung und Ermordung homosexueller Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus auseinander und wird in Koproduktion mit brut Wien und unter der wissenschaftlichen Begleitung von QWIEN Zentrum für queere Stadtgeschichte realisiert. Der Titel der Produktion nimmt Bezug auf das QWIEN-Forschungsprojekt „Namentliche Erfassung der homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus in Wien“, das einen weiteren Lückenschluss der österreichischen Geschichtsaufarbeitung darstellt und alle verfügbaren Quellen zur nationalsozialistischen Verfolgungsgeschichte erfasst sowie auf die Kennzeichnung homosexueller Häftlinge in Konzentrationslagern durch den „Rosa Winkel“.
#NIEMALS VERGESSEN
Begleitend zum Stück …
… bietet QWIEN einen Stadtrundgang zur Verfolgung queerer Menschen in Wien zur Zeit des Nationalsozialismus an. Besucht werden Schauplätze der Verfolgung queerer Menschen im Nationalsozialismus, man erfährt mehr über das faschistische Unterdrückungssystem, und auch die Opfer der Verfolgung werden zu Wort kommen. Genaue Informationen dazu gibt es hier.
… findet ein Vermittlungsprogramm für ca. 150 Berufsschüler*innen statt. Unterrichtsmaterial für die Oberstufe entstand in einer Kooperation zwischen QWIEN und dem OeAD-Programm ERINNERN:AT. Ziel war, erstmals Lernmaterialien zu entwickeln, mit denen Pädagoginnen und Pädagogen eine lange Zeit vergessene und unterrepräsentierte Opfergruppe des NS-Regimes im Unterricht behandeln können: die als homosexuell Verfolgten während der NS-Zeit. Genaue Informationen dazu gibt es hier.
… finden nach ausgewählten Vorstellungen Shows in der „QUEER CUNTIN“ statt. Genaue Informationen dazu gibt es hier.
INHALTSVERZEICHNIS
ENSEMBLE
Die Namenlosen (alle Fotos: © Alexandra Thompson für Nesterval 2023)
Vivian
Géraldine Schabraque
Tom
Norbert Fiedler
Die Anderen (alle Fotos: © Alexandra Thompson für Nesterval 2023)
Anna Binder
Rita Brandneulinger
Arthur Nesterval
Johannes Scheutz
Dietrich Wagner
Hisham Morscher
Eduard Glück
Gellert Gerson Butter
Karl Seiringer
Martin Walanka
Lotte Glück
Laura Hermann
Martha Nesterval
Aston Matters
Paul Lopek
Lorenz Tröbinger
Kantine
Vivian (Host) Géraldine Schabraque | Tom (Bar) Norbert Fiedler
Inspizienz
Abendspielleitung Gioia Morgan & Sophie Eidenberger
LEADING TEAM
Künstlerische Leitung/Regie Martin Finnland | Buch Teresa Löfberg | Co-Autor*innen Martin Finnland, Gisa Fellerer, Lorenz Tröbinger | Dramaturgie Tove Grün | Co-Konzept, Anträge & Archiv Martin Walkner | Co-Regie/Technische Dramaturgie Lorenz Tröbinger
Produktion Emilie Kleinszig | Bühnenbild Andrea Konrad | Kostümbild Dritan Kosovrasti | Choreografie Marcelo Doño | Komposition Julian Muldoon | Text/Gesang Sarah Muldoon | Sounddesign Lorenz Tröbinger, Alkis Vlassakakis | Musikkuratierung/Video Alkis Vlassakakis | Technische Leitung Lukas „Lupo“ Saller (Plan B) | Tontechnik Oliver „Öli“ Kamaryt | Lichttechnik Johannes Felber | Setbau Andreas Holzmann (Vienna Decoration Company), Walter Winkelmüller | Requisite Sophie Eidenberger | Consulting Magie Raphael Macho | Dolmetsch-Performerin Pam Eden
Redaktion Hintergründe Gisa Fellerer / Tove Grün
HINTERGRÜNDE
DIE NAMENLOSEN
Unsere Geschichte über acht namenlose Charaktere, die nur mit einem einzelnen Buchstaben benannt werden, beginnt am 1. März 1939, einem Jahr nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland.
Namenlos sind sie, weil kein einziger Charakter ausschließlich auf einem Schicksal einer realen homosexuellen Person in der Zeit des Nationalsozialismus basiert, sondern für zahlreiche Biographien steht. Im Verlauf des Stückes verschwinden die Namenlosen nach und nach – sei es durch Abreise oder Tod.
Und es gibt natürlich auch die Anderen, elf ebenso auf den Geschehnissen jener Zeit basierenden Personen, mit denen die Namenlosen in unterschiedlichster Weise mehr oder minder freiwillig oder familiär verbunden sind. Da ist der „Schwulenjäger“ Kommissar Karl Seiringer mit seiner Sekretärin Traudl Jungmann, Obersturmbannführer Dietrich Wagner und die Zimmervermieterin Anna Binder sowie – inmitten aller – der liberale Pfarrer Eduard Köck. Seiringer hat es sich zum Ziel gemacht, sein Revier „schwulenrein“ zu machen und setzt an verschiedenen Punkten an, einerseits durch Verhöre (wie es bei der Geheimen Staatspolizei üblich war), aber auch durch Lock-Aktionen in Badehäusern (wie es die Kriminalpolizei gemacht hat).
Das Zentrum des Stücks ist die Kantine der Porzellanfabrik Nesterval. Während die Belegschaft hier tagsüber zum Mittagstisch zusammentrifft, erwacht dieser Ort nachts zu einem ganz anderen Leben. Hier finden sich die Namenlosen zu geheimen konspirativen Treffen – oder auch mal zu beschwingten Tanzabenden – ein.
Von den Charakteren der Familie Nesterval begegnen wir im Stück zunächst Martha Nesterval (wir haben sie zuletzt in „Die letzten Tage der Nestervals“ getroffen). Sie ist im Auftrag ihrer Tochter Magda, die überzeugte Nationalsozialistin geworden ist, vor Ort und kümmert sich pro forma um die Geschäfte der Porzellanmanufaktur. Sie ist in zweiter Ehe mit dem grausamen Arzt Arthur Nesterval verheiratet und nimmt sich – zusammen mit ihrem Gatten auf denkbar unterschiedliche Weise – ihres Neffen S. an. Dieser ist am Anfang des Stücks ein überzeugter Nationalsozialist, wird aber durch das Umfeld seiner Tante und im Laufe der Zeit seine Sicht auf das Regime ändern und – zumindest für eine kurze Zeitspanne – neue Freundschaften schließen. Darunter finden sich W. und P., beide Angestellte der Porzellanfabrik. Während W. offensichtlich zu den Schlurfs (Swing-Bubis) gehört, lebt P. ein schwules und vor allem proletarisches Leben mit seinem Vater Eduard Glück und seiner Schwester Lotte. Herr Glück kämpft nicht nur (bis zu seinem Tod) mit Magenkrebs, sondern auch mit der Ambivalenz, einerseits Vater eines „Warmen“ und andererseits einer Tochter zu sein, die sich anfänglich sehr u.a. für die Frauenschaft oder den Bund deutscher Mädel (BDM) begeistert. Lotte versucht, ihren Bruder zu schützen, will aber auch an den „deutschen“ Werten festhalten. Gestärkt werden diese von ihrem Verlobten, dem späteren Blockwart Paul Lopek.
Zu den Namenlosen gehören weiters die berühmte Schauspielerin R. und ihr homosexueller Ehemann F., ein Reise- und Portraitfotograf, sowie G., die Geliebte der R., die vor dem Krieg ebenfalls als Theaterschauspielerin gearbeitet hat. G. wiederum lernt bei den Namenlosen K. kennen, geboren als Heinrich Eckardt. K. lebt in Wien das Leben einer Frau und ist Mitarbeiterin des schwulen Modegeschäftsbesitzers C. – und hier beginnt auch bald das Unglück, als Viktor Eckardt, der Vater der K., nach Wien kommt, um seinen „Sohn“ zu suchen.
Immer mehr beginnen sich die Geschichten miteinander zu verweben. Als der Fotograf F. verhaftet wird, verrät seine verzweifelte Ehefrau R. das Versteck der K., um ihren Mann wieder freizubekommen. K. wird daraufhin festgenommen – und verschwindet. Ihr Vater reist etwas später enttäuscht und unversöhnt ab. Die Situation für die Namenlosen wird immer gefährlicher, dazu kommt auch noch der Kriegsausbruch. Auch P. wird gefasst und ermordet. Als sich F. versehentlich dem Arzt Arthur Nesterval im Badehaus annähert, kann auch er nicht gerettet werden.
Gebrochen am Verlust seines Sohnes P. nimmt sich Eduard Glück das Leben. Die Zeit schreitet voran, und als die Bomben auf das Viertel fallen, geht es Schlag auf Schlag. Während W., der sogar eine „Entmannung“ (Kastration) vornehmen lassen musste, und später selbst die vorsichtige, aber politisch aufgewühlte G. verschwinden, werden Arthur Nesterval und Paul Lopek spät – aber doch – einberufen. Lotte, die sich von ihrem Verlobten entfremdet hat, beschließt, eine jüdische Freundin aus Kindheitstagen zu suchen. Als der ängstliche und stets vorsichtige C. auch denunziert wird, beschließt R. zu fliehen. Als selbst Obersturmbannführer Dietrich Wagner erkennen muss, dass der Krieg von den Deutschen nicht gewonnen werden kann, hofft er, ins Exil nach Südamerika gehen zu können.
Übrig bleiben der Kriminalbeamte Karl Seiringer und seine Sekretärin Traudl Jungmann, die stolz auf die erfolgreiche Arbeit zurückblicken, die neugierige Nachbarin Anna Binder, die nach ihrer Denunziation Reue zeigt und Martha Nesterval mit S., ihrem Neffen. Doch entgegen ihrer Bitte und nicht auf die verzweifelten Ratschläge seiner Tante hörend flieht S. nicht mit der Schauspielerin R. und wird daher als letzter der Namenlosen von Seiringer verhaftet und als „Kanonenfutter“ eingezogen.
Der Pfarrer Eduard Köck steht allen Namenlosen in ihrer letzten Stunde bei und dokumentiert ihre Schicksale für die Nachwelt.
Am Ende des Stückes erwachen manche aus ihrem Rausch und ihrem Wahn, andere wenden sich der Quelle der Verblendung ab oder schließen einfach ganz fest ihre Augen, werden ihre Rollen tauschen und weiterleben, doch alle stehen sie vor Ruinen – ihrer Häuser, ihrer Leben, ihrer Hoffnungen.
Schließlich: Der Friedhof – als Sehnsuchtsort für jene Entscheidungen, die man nicht getroffen hat, als Erinnerungsort an jene, die bis heute namenlos geblieben sind, als Mahnmal gegen das Vergessen – wird in Nebel getaucht.
DIE VERFOLGUNG
Andreas Brunner/Hannes Sulzenbacher: Grundlagen zur Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit in Wien
(aus: Die Namenlosen. Programmheft, Wien 2023.)
Die nationalsozialistische Verfolgungspraxis gegenüber Homosexuellen im Deutschen Reich kann in mehrere Phasen gegliedert werden und ist auch innerhalb jener bisweilen von Widersprüchen und Ambivalenzen geprägt. So lassen sich zunächst weder im NSDAP-Programm noch in Hitlers „Mein Kampf“ eindeutige Aussagen gegen Homosexualität und – von einigen Ausnahmen abgesehen – keine gezielt antihomosexuelle Propaganda finden, woran auch die „Machtergreifung“ im Jänner 1933 nicht viel änderte. Erst mit dem sogenannten „Röhm-Putsch“ 1934 setzte eine intensive Verfolgung ein. Bei diesem nahm Hitler die Homosexualität des SA-Stabschefs Ernst Röhm zum Vorwand für dessen Ermordung. Am 28. Juni 1935 erfolgte eine Verschärfung von Paragraph 175. Er stellte nun alle „gewohnheitsmäßigen“ homosexuellen Handlungen, die gegen das „gesunde Volksempfinden“ verstießen, unter Strafe. Am 10. Oktober 1936 wurde die Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung eingerichtet, deren Hauptaufgabe die Erfassung Homosexueller war. Zahlreiche Erlässe in den Folgejahren verschärften die antihomosexuelle Politik.
In Österreich blieb auch nach dem „Anschluss“ im März 1938 der 1852 erlassene § 129 des Österreichischen Strafgesetzes (StG) in Kraft. Er verfolgte „Unzucht wider die Natur, Abs. a) mit Tieren, Abs. b) mit Personen desselben Geschlechts“. § 130 StG sah dafür ein Strafmaß von ein bis fünf Jahren schweren Kerker vor. Da der § 129 Ib StG geschlechtsneutral formuliert war, wurden in Österreich homosexuelle Handlungen sowohl zwischen Männern als auch zwischen Frauen strafrechtlich verfolgt, was eine Besonderheit unter den europäischen Rechtsordnungen darstellte.
Die Zahl der Verhaftungen vervierfachte sich 1939 im Vergleich zu vor 1938 und erreichte somit ihren Höchststand. Zusätzlich wurde im Jahr 1940 die österreichische Rechtsprechung an die verschärfte Fassung des § 175 RStGB von 1935 angeglichen, wodurch jeder Annäherungsversuch als unsittliche Handlung definiert und verfolgt werden konnte.
Nach der Verbüßung von Haftstrafen konnten von Beamten der Gestapo- oder Kriminalpolizeileitstelle ohne Zuziehung von Gerichten „Vorbeugemaßnahmen“ angeordnet werden, die zu einer Einweisung in ein Konzentrationslager führen konnten. Es ist für Wien kein Fall bekannt, der die Einweisung einer Frau, die wegen homosexueller Handlungen nach § 129 Ib verurteilt worden war, in ein KZ belegt.
Eine Einweisung in ein Konzentrationslager erfolgte auf unbestimmte Zeit. In den meisten Konzentrationslagern mussten wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen verurteilte Männer auf der Brust der Häftlingskleidung und am Ärmel einen rosa Winkel tragen, der manchmal noch mit der Zahl „175“ ergänzt wurde. Einzelne vom NS-Regime als „asozial“ kategorisierte und verfolgte Frauen – sogenannte Schwarze-Winkel-Häftlinge – waren auch wegen des § 129 Ib verurteilt, doch lässt sich aus ihrer Homosexualität kein eigenständiger Verfolgungsgrund mit KZ-Folge ableiten.
DIE POLIZEILICHE UND JURISTISCHE VERFOLGUNG
Ergänzend zur zentralen Strafverfolgungsbehörde, dem „Referat II B“ zur Bekämpfung von Sittlichkeitsverbrechen und Prostitution der Kripo-Leitstelle Wien (= die „Sittenpolizei“), dessen Personal auch vor 1938 für die Verfolgung homosexueller Handlungen zuständig war, begann mit 1. April 1938 das „Referat II S 1“ der Gestapo-Leitstelle Wien ebenfalls mit der Verfolgung homosexueller Delikte.
Die Arbeits- und Ermittlungsmethoden von Kripo und Gestapo waren unterschiedlich: Die Gestapo stützte sich vordergründig auf Hinweise anderer Behörden und Anzeigen oder Denunziationsschreiben aus der Bevölkerung. Ab Kriegsbeginn 1939 rückte aufgrund eines Erlasses des Chefs der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, die Verfolgung homosexueller Handlungen nach eineinhalb Jahren wieder vollständig in den Zuständigkeitsbereich der Wiener Kripoleitstelle.
Die Beamten der Wiener Kriminalpolizei wurden, um Homosexuelle in flagranti zu erwischen, selbst aktiv, indem sie einschlägige, als Homosexuellen-Treffpunkte bekannte Bäder und Bedürfnisanstalten observierten. Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen wurde ein Bericht an die Staatsanwaltschaft übermittelt, die daraufhin Anklage erhob.
Nach Auswertung aller erhaltenen Strafakten konnten bis dato an die 1200 männliche und 65 weibliche Beschuldigte vor einem nationalsozialistischen Wiener Gericht nachgewiesen werden. Nach derzeitigem Forschungsstand konnten 119 Männer aus Wien ermittelt werden, die in ein Konzentrationslager eingewiesen wurden, von denen nicht einmal 30 Prozent die KZ-Haft überlebten. Ein Mann wurde wegen Homosexualität als „Gewohnheitsverbrecher“ am Wiener Sondergericht hingerichtet, vier starben in Haft oder an den Haftfolgen. Von sechs Personen, deren Verfahren die Einweisung in ein KZ wahrscheinlich erscheinen lässt, verliert sich die Spur. Nach den uns vorliegenden Quellen wurden fünf Todesurteile ausgesprochen und die Hinrichtungen am Wiener Landgericht vollzogen. Zwei Männer nahmen sich nach der Verhaftung durch die Gestapo das Leben.
GESELLSCHAFTLICHE ÄCHTUNG AUCH NACH 1945, NICHTANERKENNUNG ALS NS-OPFER
Da sich die meisten Verhaftungen in der Öffentlichkeit, den öffentlichen WCs und Bädern oder an den Wohnungstüren abspielten und in der Nachbarschaft Erkundigungen zum Leumund der Beschuldigten sowie Hausdurchsuchungen in deren Wohnungen durchgeführt wurden, war eine gewisse öffentliche Wahrnehmung der Vorgänge seitens Passant*innen oder Nachbar*innen unvermeidbar. Ab dem Moment der Verhaftung waren jedoch fast ausschließlich nur noch die zuständigen Behörden beteiligt. Im Verfahren vor Gericht waren auch Familienangehörige, mitunter Partner*innen und Freundinnen als Zeug*innen involviert. Von Haftstrafen oder von KZ-Aufenthalten erfuhren Verfahrensbeteiligte, Familie, Arbeitgeber*innen und vermutlich ebenso Arbeitskolleg*innen sowie Nachbar*innen und Vermieter*innen.
Nach der Befreiung Österreichs 1945 wurden die mit dem Vorwurf der Homosexualität verfolgten Menschen nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Haftentlassene schwiegen über den Grund ihrer Strafhaft, die aus den Konzentrationslagern zurückgekehrten überlebenden Rosa-Winkel-Häftlinge sahen sich der gleichen gesellschaftlichen Ächtung ausgesetzt wie zuvor. Noch jahrzehntelang setzte die Wiener Kriminalpolizei in der Nachkriegszeit ihre Arbeit fort, verfolgte und verhaftete Männer und Frauen wegen „Unzucht wider die Natur“. Mit der „Kleinen Strafrechtsreform“ 1971 wurde zwar das „Totalverbot“ aufgehoben, aber vier neue Tatbestände eingeführt (§ 209, § 210, § 220, § 221), die Homosexuelle weiterhin juristisch diskriminierten. Nur schrittweise wurden diese zwischen den Jahren 1989 und 2002 aufgehoben.
Seit den 1980er-Jahren bemühten sich Organisationen der schwul/lesbischen Emanzipationsbewegung, vornehmlich die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien, vergeblich um die Anerkennung von Menschen, die wegen des Vorwurfs homosexueller Handlungen verfolgt worden waren, als Opfer des Nationalsozialismus. Auch die Bemühungen einzelner Opfer selbst, wie etwa von Josef Kohout, blieben erfolglos. Josef Kohout war lange der einzige Zeitzeuge, der von seiner KZ-Haft als „Rosa-Winkel-Häftling“ berichtete. Seine Geschichte wurde von einem Journalisten unter dem Pseudonym „Heinz Heger“ veröffentlicht. Sein Buch „Die Männer mit dem Rosa Winkel“ zählt zu den wichtigsten Quellen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung. Erst in den 1990er-Jahren schlossen sich schließlich die politischen Parteien der Grünen, das kurzfristig existierende Liberale Forum und schlussendlich auch die österreichische Sozialdemokratie den Forderungen nach Wiedergutmachung an.
Das Zentrum QWIEN ist ein Forschungszentrum mit der Vision, der allgemeinen Geschichte die Queerness zu geben – und queeren Menschen ihre Alltagsgeschichte. Neben der Einrichtung eines Archivs und einer Bibliothek, in welchen sich vor allem schriftliche und materielle Zeugnisse queeren Lebens befinden, ist die Aufgabe des Zentrums die Durchführung wissenschaftlicher Forschungsprojekte, die Vermittlung queerer Geschichte, insbesondere mit Stadtführungen (QWIEN Guide) sowie mit Vortrags- und Publikationstätigkeiten.
Website: www.qwien.at
AKTUELLE PUBLIKATIONEN Andreas Brunner/Hannes Sulzenbacher (Hg.), Homosexualität und Nationalsozialismus in Wien, Wien: Mandelbaum Verlag 2023 (erscheint Anfang Juni 2023) In elf Beiträgen von renommierten und jungen Wissenschaftler*innen werden rechtliche, sexualitätsgeschichtliche und soziale Aspekte, aber auch die Mechanismen und intersektionale Fragen der Verfolgung analysiert.
Andreas Brunner, Als homosexuell verfolgt. Wiener Biografien aus der NS-Zeit, hrsg. von Wienmuseum, Wien: Mandelbaum Verlag 2023 Mit über sechzig Biografien von Männern und Frauen, aber auch Personen, die heute als Trans* oder intergeschlechtlich gelesen werden könnten, gibt der Band Einblicke in die Lebensgeschichten queerer Menschen, die in der NS-Zeit wegen homosexueller Handlungen verfolgt wurden.
ZITATE „Die Lektion des Lebens ist – zu lernen, alleine zu sein [...] Sonntagabend. Lange am Fenster gestanden. Das Alleinsein wird mir so schwer – und dabei die unerreichbare Schönheit der Menschen, zwischen denen ich lebe. Wenn ich nur weinen könnte über das eigenartige Leben, in das mich ein eigenartiger Gott mit meinem wunderlichen Herzen gestellt hat. Aus welchem Grund? Für welche Erfüllung lebe ich?“ Willem Androneus (1894–1943) war ein niederländischer Widerstandskämpfer. Tagebucheintrag. Quelle: Lutz van Dijk, Einsam war ich nie. Schwule unter dem Hakenkreuz 1933–1945, Berlin 2003, S. 12. „Ich lebte schon seit Jahren mit meiner Freundin zusammen. Manchmal munkelten die Leute: ‚Haben die was zusammen?‘ Als das Dritte Reich ‚ausbrach‘ hieß es dann bösartig: ‚Die haben doch was zusammen!‘ Da waren die Hauswarte und Blockwarte, die in unser Privatleben ‚hineinleuchteten‘ und Meldungen erstatten sollten.“ Zitat einer Berliner Modezeichnerin. Quelle: Claudia Schoppmann, Zeit der Maskierung. Lebensgeschichten lesbischer Frauen im „Dritten Reich“, Berlin 1993, S. 15. „Ich habe mich nie als ‚Opfer‘ betrachtet, sondern immer als ‚Kämpferin‘.“ Hilde Radusch (1903–1994) war eine deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, kommunistische und sozialdemokratische Politikerin, Frauenrechtlerin und lesbische Aktivistin. Quelle: Claudia Schoppmann, Zeit der Maskierung. Lebensgeschichten lesbischer Frauen im „Dritten Reich“, Berlin 1993, S. 41. „Während wir am Boden kauernd hantierten, sah ich von der Seite das graue, müde Profil dieser Frau, die sich stumm über den Rucksack beugte. Das rechtlose Ausgeliefertsein dieses Menschen an eine brutale Macht griff mir in diesem Augenblick überwältigend ans Herz. Plötzlich hörte ich eine Stimme. ‚Das darfst du nicht zulassen‘, sagte es irgendwoher ... Ich griff nach der Hand von Lilli. ‚Schluß damit, räum das Zeug weg, das ist alles unsinnig, du gehst heute Abend nicht dorthin zurück, du bleibst bei mir jetzt und weiterhin.‘ Unbeschreiblich und unvergesslich der Ausdruck des Gesichtes, das sich mir voll zuwandte. Die fassungslos aufgerissenen Augen, der sprachlose Mund, unter Tränen ein verunglücktes Lächeln ...“ Dorothea Neff (1903–1986) versteckte von 1941 bis 1945 ihre jüdische Freundin in ihrer Wiener Wohnung. Quelle: Peter Kunze, Dorothea Neff. Mut zum Leben, Wien 1983, S. 93–94. „Bei der Polizei habe ich vielleicht viel gesagt. Beim Sondergericht wurde ich wegen Unzucht wider die Natur in 18 Fällen zum Tode verurteilt, obwohl ich nur mit 5 Männern zu tun hatte. Ich wurde auch wegen Erpressung verurteilt und habe gar nicht erpresst. Ich wurde bereits einmal wegen Unzucht zu einem Jahr verurteilt. Jetzt kostet es mich das Leben. Ich muss mit 21 Jahren sterben für Sachen, die ich gar nicht begangen habe.“ Franz Doms, Landgericht Wien (Zeugenaussage), 10. November 1943, aus: Jürgen Pettinger, Franz. Schwul unterm Hakenkreuz, Wien 2021, S. 163. „Ich mag es nicht, wenn über uns Schwule immer nur Trauergeschichten erzählt werden. Ich bin für meine Homosexualität mehr als einmal blutig geschlagen worden, aber es ist doch mehr als absurd, dass ein so wertvolles Gefühl wie Liebe überhaupt bestraft wird. Ich kann sagen, ich hatte deshalb nie Schuldgefühle oder gar Minderwertigkeitskomplexe. Warum denn?“ Friedrich-Paul von Großheim (1906–2006) war ein deutscher Kaufmann und wurde aufgrund seiner politischen Einstellung und seiner Homosexualität verfolgt. Quelle: Lutz van Dijk, Einsam war ich nie. Schwule unter dem Hakenkreuz 1933–1945, Berlin 2003, S. 21.
STATUS QUO. GEGENWART UND ZUKUNFT
2023 In der Gedenkstunde im deutschen Bundestag zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenaulegt legt man zum ersten Mal den Fokus auf die verfolgten sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas: „NIE WIEDER gilt selbstverständlich auch für die sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten.“ Der Schauspieler Jannik Schümann trägt einen Text über Karl Gorath vor, der 1934 zum ersten Mal nach § 175 verurteilt wurde.
2023 In 66 Staaten wird Homosexualität noch strafrechtlich verfolgt, in 12 Ländern droht sogar die Todesstrafe für Lesben und Schwule. Manche davon setzen die Todesstrafe auch teilweise um: Iran, Nigeria, Saudi Arabien, Somalia, Jemen. Eine rechtliche Möglichkeit ist die Todesstrafe auch in Afghanistan, Brunei, Mauritius, Katar, Pakistan, Uganda und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Vielerorts sind staatliche Behörden an der Unterdrückung von LSBTIQ* beteiligt, verweigern ihnen jeglichen Schutz vor Anfeindungen und Gewalt. (Quelle: lsvd.de)
2023 In Uganda gilt die Todesstrafe für „schwere Homosexualität“ – sexuelle Beziehungen, an denen mit HIV infizierte Personen beteiligt sind. Gleiches gilt für Sex mit Minderjährigen und anderen als gefährdet eingestuften Personen. „Versuchte schwere Homosexualität“ kann mit bis zu 14 Jahren Haft geahndet werden. Personen oder Gruppen, die sich für homosexuelle Personen einsetzen, wie etwa Aktivist*innen oder Vereine, können mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden.
2023 Die Wiener Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) will Drag-Queen-Shows für Kinder verbieten.
2023 Die Meloni-Regierung in Italien schränkt LGBT-Rechte ein.
2023 US-Gouverneur Ron DeSantis will Unterricht über sexuelle Orientierung verbieten.
2023 Florida schränkt die Rechte von trans Menschen ein: Der US-Bundesstaat Florida verschärft seine Anti-Trans-Gesetze. Ein Gesetz gegen geschlechtsangleichende Behandlungen bei Minderjährigen wurde bereits im Mai gebilligt, und Gouverneur Ron DeSantis plant noch weitere Einschränkungen
2023 Redeverbot für die Transgender-Abgeordnete Zooey Zephyr in den USA: Die Demokratin hat das Verbot geschlechtsangleichender Maßnahmen bei Jugendlichen harsch kritisiert. (Quelle)
Quellenangabe der im Stück verwendeten Reden
Prolog: Rede Himmlers vor Gruppenführern zum Thema Homosexualität (18.2.1937) aus: Bradley F. Smith/Agnes F. Peterson, Heinrich Himmler Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen, Ludwigsburg 1974, S. 93–104 (Auszug). Weiters: Hitlers Rede vor dem Deutschen Reichstag am 1. September 1939 aus: https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_n4_bsb00000613_00046.html – zuletzt abgerufen am 16.04.2023.
INFORMATION IN ENGLISH
NESTERVAL. THE PINK TRIANGLE – A History of the Nameless
English information
RULES
- Today, you have the unique opportunity to become the thoughts and fantasies in the minds of the characters you follow. You don’t have to do anything except follow them. But beware: Your thoughts themselves can speak their mind, but they cannot directly interfere with reality.
- In the beginning, it is important to follow only one character for as long as you can. However, you can and should switch to other characters later on.
- Only change rooms if you are following a character! Reason: Without a character, you cannot exist. This is important: You may never walk around the rooms alone – ONLY in the company of one of the characters. Whenever a character exits a room, there is a leap in time, spanning days or even years.
- We recommend to experience this evening on your own. You may be separated from your group at any point. Who knows who you might encounter alone?
- You will be immersed in a world that no longer exists today and one that never existed in exactly this way before. Many things may be disturbing. And although not everything is based on the facts of a single person, it is not contrived either.
- If you find that you are overwhelmed, you can always retreat to the canteen where Frances, Maria, and Vivian will take care of you. You can return to the play at any time and follow another character. Maria will accompany you back into the play, because, after all, you shouldn’t be wandering around the factory halls alone.
- In the factory halls, you will find Frau Ilse and Herr Gotthold, who will be there for you if you have any questions.
- Mr. Tom at the bar will be serving drinks, but you may only consume them in the canteen! Drinks are strictly forbidden in the factory halls.
- Remember: you don’t have to do anything … just wander, or even become entangled … in the story … of the nameless.
GENERAL INFORMATION
Our story includes and revolves around seven „nameless“ characters, whose names are only one letter. Nameless, because no single character is based exclusively on the fate of one homosexual person, but represents numerous biographies. In the course of the play, they will disappear sooner or later (just like other characters) – be it by departure or death. Out of 19 characters at the beginning of the play, only six characters will still be performing at the end. Individual „appearances“ of dead characters, however, will occur until the end of the play.
The heart of the play is the canteen of the Nesterval porcelain factory in the Baaken harbor. This is where the characters attend secret meetings. The canteen will also serve as a real bar (in Hall 1) and is a safe space that will be continuously supervised by two hosts. Here you can have a drink and take a break from the events of the play. Generally, no major dialogue takes place in the canteen (these take place mainly in our play area (Hall 2)), but there are ongoing performances by the hosts and/or actors*.
CHARACTERS
Of the Nesterval characters, we first meet Martha Nesterval, a 42-year-old woman, in Hamburg on behalf of her daughter (the staunch National Socialist, Magda Nesterval) to formally oversee the family business there. She is married for the second time to the cruel doctor Arthur Nesterval and looks after her nephew, S. The latter is a staunch National Socialist at the beginning of the play but will change his view of the regime through his aunt’s influence in the course of the play.
His friends include the two factory employees, W. and P. While W. obviously belongs to the „Schlurfs“ (swing boys), P. lives a gay, but proletarian life with his father Eduard Glück and his sister Lotte. Mr. Glück struggles not only with stomach cramps but also with being the father of a „fairy“ and a BDM („League of German Girls)“ leader (Lotte). Lotte tries to cover for her brother, but also wants to hold onto her values. These are strengthened by her fiancé (and later block leader) Paul Lopek. The latter, like Lotte, does not belong to the nameless. Among the nameless are also the famous (lesbian) actress R. and her husband, the gay F., who earns his money as a former travel and now portrait photographer, as well as G., R.’s lover, who also worked as an actress before the war. G., in turn, meets K., a trans employee of the gay boutique owner, C. And this is also where misfortune soon begins, when K.’s father, Viktor Eckhardt, arrives in Hamburg to look for his „son“.
And of course, there are also „the others“ in the harbor district. There is the „gay hunter“ Kommissar Seiringer with his secretary, Traudl Jungmann, Oberstummbannführer Dietrich Wagner, and the nosy boarding house landlady Anna Binder – and in the midst of them all – the liberal priest Köck. Seiringer has made it his goal to render the district of Hamburg-Mitte „gay free“ through various means: on the one hand by interrogations (as was customary with the Gestapo), but also by lurid actions in bathhouses (as he had done in Vienna).
SPEECHES USED IN THE PLAY
Prologue: At the beginning of the play, you will hear dubbed excerpts of a speech Heinrich Himmler gave to group leaders on the subject of homosexuality (Feb. 18, 1937) from: Bradley F. Smith/Agnes F. Peterson, Heinrich Himmler Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen, Ludwigsburg 1974, pp. 93-104 (excerpt).
Himmler does not describe homosexuality as a private matter but sees in it the life and death of the nation and a mental illness because a nation that has many children has the right to world power and world domination. He suggests that arrested homosexuals should be taken to a concentration camp after serving their designated sentence or shot while escaping.
As the play continues: During his Reichstag speech at the start of the war on September 1, 1939, Adolf Hitler repeatedly thunders to frenetic applause. He justifies the invasion of Poland with an alleged Polish attack on the Gleiwitz station in Silesia. Now they are „firing back“. In fact, the German SS staged the attack to provide an excuse to invade Poland. This had been planned for some time. In his speech, Hitler returns to his perennial theme: the ignominy of the surrender after World War I and the Treaty of Versailles – saying that something like this should never be repeated. In the speech, Hitler also announces the pact concluded with Josef Stalin a week earlier. Since Soviet Russia did not intend to export its doctrine to Germany, there is no longer any reason for conflict. Both sides have come to realize that any struggle against each other would only benefit others. At the beginning of the recording, Reichstag President Hermann Göring greets the deputies. An excerpt of this speech is used in the play.
Transcript (German): https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_n4_bsb00000613_00046.html – last accessed 08/03/2023.
SPOILER ALERT (the following synopsis contains the main events of the play!)
Please consider: Even if you do not speak German, you may still understand quite well what is going on.
IF you still want to know the details in advance, you can continue reading at your own risk!
After a period of getting to know each other and still living a dissolute and beautiful life, the stories begin to interweave. When the photographer F. is arrested, his wife, R., reveals the hiding place of K. in order to get her husband released. K. is arrested and murdered. Her father leaves disappointed and unreconciled. The mood becomes more restless, and the outbreak of war further clouds the atmosphere. P. is also caught and disappears. When F. accidentally makes a pass at a „normal“ person (Dr. Arthur Nesterval), there is no way to save him either.
Broken by the loss of his son, P., Eduard Glück dies. Time marches on, and when the bombs fall in 1944, it is blow after blow. Despite W., who is now castrated, and G. disappearing, Arthur and Lopek are eventually enlisted, albeit belatedly. Lotte, who has become more and more estranged from Lopek, decides to look for a long-forgotten Jewish friend in Poland. When the timid and always cautious C. is finally denounced as well, R. decides to flee. But the war is turning. Wagner realizes that the Germans are not going to win and flees as well.
What remains are Seiringer and his secretary, Traudl Jungmann, who proudly look back on their successful work, the nosy neighbor Anna Binder, who shows remorse after her denunciation, and Martha with her nephew, S. Against Martha’s advice, the latter does not flee with R. and is thus arrested by Seiringer in the end. Father Köck, who, as he has done with all the other nameless people, stands by him in his last hour before S. is also killed. Martha takes the last guests with her and leads them to the last place of the nameless.